Training für reaktive Hunde - einfach & effektiv
Bringen Sie Struktur und Spaß in ihr Training
Sich oft wiederholende Muster im Training und Alltag geben Hunden Sicherheit, weil Sie Abläufe vorhersehbar machen. Vorhersehbarkeit ist, neben Kontrollierbarkeit, ein essentieller Faktor für die Reduktion von Stress im Alltag. Durch die Anwendung in bestimmten Situationen entstehen Routinen, die Spaß machen und entspannen. Dadurch gewinnen Hund und Halter*in Sicherheit in schwierigen Situationen.
Damit die Trainingsspiele beim Hund eine entspannte Grundhaltung hervorrufen, müssen sie zunächst in entspannter Atmosphäre und ohne Ablenkung geübt werden. Auch später sollten sie immer wieder in entspannter Umgebung genutzt werden.
Dann können die Trainingsspiele in einer Umgebung mit wenig Ablenkung durchgeführt werden. Wenn der Ablauf des Spiels für Hund und Halter*in klar ist und gut funktioniert, kann das Spiel schrittweise in Umgebungen mit mehr Ablenkung übertragen werden.
Was haben Sie und ihr reaktiver Hund langfristig davon?
Insbesondere für reaktive, schnell aufgeregte Hunde sind diese einfach durchführbaren und für jeden schnell erlernbaren Trainingsspiele besonders wertvoll. Wenn sie etabliert sind, können Sie im Alltag genutzt werden, um schwierige Situationen zu entspannen.
Für gezieltes Training bei Problemverhalten sollten die Auslöser von Problemverhalten solange vermieden werden, bis die Trainingsspiele bei moderater positiver Ablenkung entspannt und motiviert vom Hund ausgeführt werden. Erst dann kann mit entsprechender Distanz zum Auslöser mit der Desensibilisierung/Gegenkonditionierung begonnen werden. Die Distanz sollte immer so groß sein, dass der Hund den Auslöser wahrnimmt, aber kein Problemverhalten zeigt. Die Distanz wird kleinschrittig über viele Trainingseinheiten verringert. Das Vorgehen muss dabei individuell auf jeden Hund abgestimmt werden.
Leckerli-Regen
Was
Sie nehmen 5 - 6 Leckerli und streuen sie auf den Boden
Warum
Die Beschäftigung mit Suchen und Fressen hilft dem Hund Stress abzubauen und wieder zu sich zu kommen. Ein Hund, der Leckerlis suchen und fressen kann, ist ein Hund, der normal „funktioniert“. Das sagt uns etwas über den emotionalen Zustand des Hundes und dass wir z.B. eine Trainingseinheit beginnen oder fortsetzen können.
Wie
Ich verwende für die Ankündigung ein Wort. Ich sage „Keksi“ und streue dann 5 - 6 Leckerlis auf den Boden. Ich beobachte meinen Hund, während er nach den Leckerlis sucht und die Leckerlis frisst. Später wird der Hund bereits in dem Moment, in dem er das Wort hört, seine Aufmerksamkeit auf Sie und die Hand mit der das Futter kommt richten und während er sucht und frisst kann er nicht auf Auslöser fokussieren.
Wann
Ein Leckerli-Regen kann für viele Dinge verwendet werden: während der Eingewöhnung in einer neuen Umgebung, wenn ein Hund gestresst ist, um Trainingseinheiten aufzulockern, etc.
Wann könnte ihr Hund einen Leckerli-Regen brauchen?
1-2-3-Keks
Was
Bei diesem Spiel etablieren wir ein Muster im Gehen. Dabei zählen wir laut bis drei und legen bei drei ein Leckerli vor dem Hund auf den Boden.
Warum
Diese Übung hilft dem Hund im Gehen zur Ruhe zu kommen, die Umwelt um ihn herum zu verarbeiten und freiwillig neben dem Halter/der Halter*in zu bleiben. Das Muster (Leckerli vom Boden fressen – mit dem Halter/der Halter*in mitgehen) wirkt beruhigend und reduziert sowohl aufgeregtes als auch gestresstes Verhalten. Der Hund ist durch die bekannte und damit vorhersehbare Struktur, besser in der Lage mit Ablenkungen und Auslösern von Problemverhalten umzugehen.
Wie
Beginnen Sie die Übung indem Sie ihren Hund ansprechen und ein paar Leckerli vor ihm auf den Boden legen. Jetzt sollten sie seine Aufmerksamkeit haben. Sie gehen neben Ihrem Hund her und zählen bei jedem Schritt laut "eins, zwei, drei". Bei „drei“ legen Sie ein Leckerli vor Ihrem Hund auf dem Boden. Warten Sie mit ihm, während er es frisst und wiederholen Sie die Übung (mind. 5 – 6 mal, oder, im Ernstfall, solange wie nötig). Das hörbare Zählen ist wichtig, um die Übung für den Hund vorhersehbar zu machen. Wenn der Hund, die Übung schon kennt und freudig mit macht, können sie die Anzahl der Schritte langsam erhöhen. Sie zählen dann trotzdem nur bis drei – die Sprechpausen zwischen den ausgesprochenen Worten werden dann länger. Wenn der Hund zu Beginn keine drei Schritte folgt, beginnen Sie mit ein bis zwei Schritten.
Wann
Wenn ihr Hund, die Übung gut kennt, können Sie sie beim Spaziergang nutzen, um ihn an aufregenden Stellen bei sich zu halten oder an Auslösern von Problemverhalten (Achtung: Distanz so groß halten, dass der Hund den Auslöser wahrnimmt, aber kein Problemverhalten zeigt) vorbeizuführen.
Kopf-hoch-und-tief
Was
Bei diesem Spiel besteht das sich wiederholende Muster darin, dass ein Leckerli vor die Pfoten des Hundes auf den Boden gelegt wird. Wenn der Hund es gefressen hat und wieder zum Halter*in schaut wird dies wiederholt. In diesem Spiel wird ein Marker/konditioniertes Lobwort genutzt.
Warum
Diese Übung hilft dem Hund zur Ruhe zu kommen, die Umwelt um ihn herum zu verarbeiten und freiwillig Blickkontakt zum Halter aufzunehmen. Das Muster (Leckerli vom Boden fressen – zum Halter orientieren usw.) wirkt beruhigend und reduziert sowohl aufgeregtes als auch gestresstes Verhalten. Der Hund ist dann wieder ansprechbar und in der Lage auf Signale zu reagieren.
Wenn diese Übung mit wenig Ablenkung gut funktioniert, können schrittweise Auslöser von Problemverhalten eingeführt werden. Die Distanz sollte so groß sein, dass der Hund sie wahrnimmt (sich z.B. hin orientiert) aber kein Problemverhalten zeigt. Das bekannte Muster dieser Übung hilft dem Hund, trotz Anwesenheit des Auslösers ruhig zu bleiben und erwünschtes Verhalten zu zeigen (ruhig stehen – fressen – Halter*in ansehen). Die Distanz zum Auslöser kann im weiteren Verlauf über viele Einheiten kleinschrittig verringert werden.
Wie
Ich verwende dafür kein Wortsignal, sondern warte auf eine freiwillige Rückorientierung des Hundes zu mir. Legen Sie ein Leckerli vor dem Hund auf den Boden und warten Sie, bis er es frisst und dann zu Ihnen aufschaut. Hier spreche ich mein Lobwort/Markerwort aus und lege wieder ein Leckerli auf den Boden. Das wiederhole ich mind. 5 – 6 mal (öfter ist immer möglich, z.B. bis der Auslöser verschwunden ist).
Wenn der Hund zu Ihnen aufschaut, fragt er, was als Nächstes passieren soll, durch das Wiederholen des Musters bekommt er Sicherheit und weiß was von ihm erwartet wird. Wenn das Muster plötzlich nicht mehr funktioniert, ist die Situation zu aufregend, der Hund ist gestresst oder fürchtet sich. Ihr Hund braucht wahrscheinlich eine Pause, die Distanz zu einem Auslöser sollte vergrößert werden oder der Hund an einen anderen Ort gebracht werden.
Wann
Kopf-hoch-und-tief funktioniert hervorragend, wenn Sie und Ihr Hund stillstehen; z.B. beim Warten auf öffentliche Verkehrsmittel, an der Ampel, beim Tierarzt oder in der Hundeschule. Es hilft auch gut, wenn der Hund verschiedene Reize verarbeiten muss, z.B. vorbeigehende Personen, andere Hunde, Verkehr etc.
Diese Trainingsspiele wurden von Leslie Mc Devitt in ihrem Buch Control Unleashed Reactive To Relaxed präsentiert.