Verhaltensmedizin – was ist das eigentlich?

Das Fachgebiet der tierärztlichen Verhaltensmedizin befasst sich mit der Diagnose, Behandlung und Prävention von Verhaltensproblemen und Verhaltensstörungen bei Tieren. Diese stehen häufig mit starken negativen Emotionen in Zusammenhang wie Frustration, Angst, Furcht oft gepaart mit hoher Erregbarkeit oder einer starken Hemmung/Unterdrückung von Verhalten. Das Wohlbefinden des Tieres ist dadurch beeinträchtigt, aber auch für den Halter ist das oft eine starke Belastung. In der Verhaltensmedizin werden die Bereiche Verhalten und Charaktermerkmale, physische und mentale Gesundheit, Umwelt und Haltung, Mensch-Tier-Interaktionen und Lebensqualität des Patienten und des sozialen Umfelds mit ein bezogen, um die individuell beste Therapie zu finden.

Die Erstellung der Diagnose ähnelt einem Puzzle. Noch vor dem Erstgespräch werden Puzzleteile mit vorab zugesandten Fragebögen gesammelt. Videos, in denen sowohl das Problemverhalten (bitte nicht für ein Video provozieren!) als auch Alltagssituationen mit gut funktionierenden Kontexten zu sehen sind, sind sehr hilfreich. Im Erstgespräch gehen wir auf die Details ein und sammeln weitere Puzzleteile. Das Bild wir immer deutlicher und eine Verdachtsdiagnose wird gestellt. Meist kommen im Laufe der ersten Therapiemaßnahmen noch weitere Puzzleteile dazu, die das Bild noch deutlicher machen und eine gezieltere Therapie ermöglichen.

Die Therapie setzt an verschiedenen Bereichen an und hat zum Ziel die Lebensqualität von Tier und Mensch zu verbessern. Das Wohlbefinden des Tieres wird durch eine bedürfnisgerechte Haltung, positive soziale Interaktionen und der Behandlung physischer Erkrankungen gestärkt. Die mentale Anpassungsfähigkeit kann durch Vermeidung von Stressoren, Futterergänzungen oder Psychopharmaka verbessert werden. Insbesondere wenn gewisse Stressoren unvermeidbar sind, z.B. verschiedene furchtauslösende Reize wie Verkehr, Menschen oder Artgenossen bei der Haltung in der Stadt, helfen Psychopharmaka die Reizschwelle für Stress zu erhöhen. Man kann Sie als eine Art Schutzschild sehen, die die Angst verringern, die Stimmung verbessern und das Tier resistenter  gegenüber Stressoren machen. Das Tier kann unvermeidbare Stressoren dann besser tolerieren und erholt sich schneller. Eine gestärkte und stabile Basis ist die Grundlage für nachhaltige Verhaltensänderungen. Damit kann durch gezieltes Training erwünschtes Verhalten geformt und gefestigt werden.

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Training für reaktive Hunde - einfach & effektiv

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Tierverhaltensmedizin ab März in Kasten (NÖ)