So helfen Sie Ihrem Hund durch die Silvesternacht 🎇

Entspannung in der Woche vor Silvester

Nach den Weihnachtsfeiertagen ist nun Zeit für Ruhe! Halten Sie das Stresslevel ihres Hundes im grünen Bereich. Machen sie entspannte Spaziergänge mit kurzen Spiel- und Trainingseinheiten mit vielen Leckerlis, bieten sie mentale Beschäftigung und viele Möglichkeiten für Kauen und Lecken. Was auch immer ihren Hund entspannt hilft sein Stressniveau zu kontrollieren. Je entspannter und besser er sich fühlt, desto mehr Reserven hat er für die Silvesternacht.

Sicherheit geht vor

Lassen Sie Ihren Hund zu Silvester nicht unbeaufsichtigt! Im Garten/beim Spaziergang kann es zu Fluchtreaktionen kommen. Führen Sie ihn daher an der Leine und verwenden Sie bei Bedarf ein Panikgeschirr. Gehen sie rechtzeitig Gassi und bleiben Sie dabei immer in der Nähe einer Fluchtmöglichkeit (Haus/Auto). Sperren Sie ihren Hund nicht ein, z.B. in einer Box, in einem Kellerraum oder im Bad, auch wenn er sich selbst dorthin zurückzieht. Es kann zu schwerwiegenden Panikreaktionen mit Zerstörung von Objekten und Selbstverletzung kommen. Bleiben Sie bei Ihrem Hund, er braucht Sie!

Ein sehr wichtiger Punkt ist das Management der Umwelt:

Schaffen Sie eine Hintergrundgeräuschkulisse:

• Fernseher und/oder Radio (aufs Programm achten!)

• Rauschgeräusche (sog. white noise, brown noise etc.) oder andere monotone Geräusche: z.B. mit White Noise Gerät oder online/download (z.B. youtube)

• Monotone Naturgeräusche, die den Hund nicht ängstigen (z.B. rauschender Bach, Meeresrauschen o.ä.)

Schwächen Sie lärmassoziierte Lichteffekte durch Schließen der Fensterläden, Jalousien und Vorhänge ab.

Und nun zu den Vorbereitungen - beginnen Sie damit ab sofort:

Für Hunde, die mit dem Tragen von Equipment gut zurechtkommen ist ein Gehörschutz für Lärmevents sehr sinnvoll. Das Tragen muss in entspannten Situationen kleinschrittig antrainiert werden.

Präparierte Leckmatten

Vorab ist wichtig zu bedenken, dass alle Maßnahmen, die zur Beruhigung eingesetzt werden sollen, in entspannten Situationen eingeführt und immer wieder in entspannten Situationen „aufgeladen“ werden müssen. Wenn sie immer nur in Stresssituationen eingesetzt werden, werden sie für den Hund zum Signal für „es wird gleich stressig“.

Hochwertiges Futter zur Ablenkung bei Geräuschevents

Leckmatten, gefüllte Kongs, Futterbälle, Kaumaterial usw. sollten genutzt werden, um den Hund bei Geräuschevents in der Wohnung abzulenken. Das funktioniert am besten, wenn eine Routine außerhalb von stressigen Situationen etabliert wird.

Trainingsspiele

Einfache Trainingsspiele können vorab in entspannten Situationen trainiert und dann in Geräuschevents (und ins Geräuschtraining) eingebaut werden. Eine ganz einfache Variante ist mit einem Vorderpfotentarget (z.B. Balancekissen) zu arbeiten. Locken Sie ihren Hund auf das Kissen und belohnen Sie ihn. Dann werfen Sie ein Keks 1 – 2 m entfernt auf den Boden. Der Hund darf sich das Keks holen und wird wieder auf das Kissen gelockt und belohnt. Ein Markerwort hilft punktgenau zu belohnen. Dann können Sie das Spiel variieren, um es interessant zu halten. Werfen sie das Keks einmal links, einmal rechts. Legen Sie das Keks in oder unter einen kleinen Karton, verstecken Sie das Keks in einem anderen Raum, während ihr Hund am Target wartet. Wenn ihr Hund richtig Spaß daran hat, können Sie zunehmen leise Alltagsgeräusche einbauen. Später kann es im Training und bei Geräuschevents zur Ablenkung und letztlich zum Aufbau positiver Assoziationen genutzt werden.

Kontakt zum Halter*in, beruhigendes Streicheln, Massage, TTouch

Hunde nehmen unsere Emotionen wahr und reagieren darauf, als Halter helfen sie ihrem Tier in Stresssituationen am meisten, wenn sie ruhig und gelassen bleiben und für ihr Tier da sind. 

• Bei kurzen Schreckreaktionen des Hundes: ruhig und gelassen bleiben und die Tätigkeit, die man gerade ausführt, fortsetzen (es sei denn diese Tätigkeit hat dazu geführt, dass der Hund erschrickt – dann diese bitte stoppen).   

• Bei starken Reaktionen: zuhause dem Hund helfen an seinen sicheren Ort zu gehen und dort mit Futter und Leckerlis beschäftigen. Auch Körperkontakt wie z.B. beruhigendes Streicheln/Massage kann durch die Oxytocinausschüttung zu einer Dämpfung der Stressachse führen. Beim Spaziergang sollte der Halter als Sicherheitsgeber agieren und Beschäftigung und Ablenkung anbieten, Fluchtreaktionen verhindern (Sicherheitsgeschirr!) und sobald als möglich einen sicheren Ort aufsuchen (z.B. Haus/Auto).

Ruhiger Körperkontakt wirkt stresslindernd

Wenn ihr Hund, die Tendenz zeigt sich bei Geräuschevents an einem bestimmten Ort zu verstecken, kann dort ein Rückzugsort eingerichtet werden: Ein Rückzugsort ist ein sicherer und ruhiger Ort, an den sich der Hund von sich aus zurückzieht, um beängstigende Reize, wie z.B. Silvester oder Gewitter zu vermeiden. Hunde wählen oft einen kleinen Raum wie ein Badezimmer oder einen begehbaren Kleiderschrank. Machen Sie es ihrem Hund dort bequem (siehe auch sicherer Ort). Der Rückzugsort sollte dauernd zugänglich sein. Idealerweise werden gezielt positive Assoziationen zum Rückzugsort geschaffen (siehe auch sicherer Ort).

Dieser Hund versucht sich zu verstecken.

Bei der gezielten Schaffung eines "sicheren Ortes" geht es darum, einen bestimmten Bereich zum sichersten, bequemsten und besten Aufenthaltsort in der Wohnung zu machen. Das kann ein Hundekorb/-bett, eine Box oder auch ein Sessel o.ä. sein.  Er muss "so gut" und "so sicher" sein, dass der Hund dort hingeht, wenn er müde, ängstlich, unsicher oder frustriert ist. Bei Geräuschängsten ist eine Box/Höhle vorteilhaft. Hilfreich ist, wenn die Reize, die den Hund ängstigen an diesem Ort stark reduziert werden können. Beispielsweise sollte der Ort von Fenstern oder Türen entfernt sein.

Der "sichere Ort" muss:

• Geräuschgedämmt sein, z.B. durch Abdecken mit einer dicken, weichen Decke/Schaumstoffmatten o.ä. und Aufstellen im ruhigsten Bereich der Wohnung.

• Bequem, weich, warm im Winter, kühl im Sommer

• Groß genug sein, damit Ihr Hund sich vollständig ausstrecken kann

• Der "beste" Ort überhaupt sein. Dort passieren nur gute Dinge: spezielle Kausachen, besonders leckeres Futter, Ruhe und Frieden, besonderes Kauspielzeug etc.

• Der sichere Ort ist wie ein „Leo“. Alle Menschen, außer den unmittelbaren Bezugspersonen, z.B. Besucher/Fremde, müssen zum sicheren Ort einen für den Hund angemessenen Abstand einhalten. 

Mit diesen Faltboxen habe ich gute Erfahrungen

Der Hund lernt durch Training sich gerne am sicheren Ort aufzuhalten und durch konsistentes Management des sicheren Orts durch den/die Halter*in, dass ihm dort keine Gefahr droht. Schaffen Sie ein alltägliches „Entspannungsritual“ am sicheren Ort. Starten Sie das Training in Situationen, in denen ihr Hund bereits entspannt ist. Geben sie ihrem Hund 2 – 3 x tgl am sicheren Ort eine kleine Menge hochwertiges Futter auf einer Leckmatte, in einem Kong oder bieten Sie ihm Kaumaterial an.

Faltbare Stoffboxen mit einer dicken Decke abgedeckt sind gut geeignet

Thundershirt

Körperliche Begrenzung durch einen speziellen Mantel (Thundershirt) kann helfen in Stresssituationen ruhiger zu bleiben. Das Tragen des Thundershirts muss in entspannten Situationen über positive Bestärkung antrainiert werden.

Beruhigende Pheromone

DAP (Adaptil) konnte in Studien positive Effekte bei Geräuschangst zeigen. Zuhause sollte der Adaptil Calm Verdampfer rechtzeitig angebracht werden (mind. 2 Wochen vor Silvester, Achtung nach ca. 4 Wochen benötigen Sie eine Nachfüllung), damit sich eine Assoziation mit einer sichereren Umgebung bilden kann.

Häufig benötigen Hunde mit Geräuschangst eine angstlösende Medikation. Kontaktieren Sie mich gerne bei Bedarf.

Was dem einzelnen Hund hilft ist individuell unterschiedlich. Im Regelfall braucht es mehrere Maßnahmen. Körperliche Probleme können Ängste verstärken und müssen tierärztlich abgeklärt und behandelt werden. Ich unterstütze Sie gerne im Rahmen meiner Silvesterkonsultation. Auch ihr Haustierarzt/ihre Haustierärztin ist ein guter Ansprechpartner.